Entwicklungsverläufe bei ARID1B-bedingten Störungen

ARID1B-bedingte Störungen verstehen: Eine prospektive, internationale, multi-methodische ‚natural history‘-Studie

ARID1B ist das am häufigsten mutierte Gen bei monogenen Erkrankungen mit Entwicklungsverzögerungen mit einer geschätzten Prävalenz von 1:9.500. Das ARID1B-assoziierte Krankheitsbild (ARID1B‑RD) manifestiert sich in der frühen Kindheit als mäßige bis schwere Entwicklungsverzögerung, die betroffenen Kinder und Erwachsenen zeigen eine geistige Behinderung (ID). Häufig wird neben vielen anderen klinischen Zeichen eine Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert. Trotz der hohen Prävalenz von ARID1B‑RD sind die derzeitigen Erkenntnisse zum Entwicklungsverlauf dieses Krankheitsbildes noch begrenzt.

Unsere Ziele

Um diese Wissenslücke zu schließen, wird in unserer Studie ein umfassender, longitudinaler Multimethoden-Ansatz mit zwei Hauptzielen verfolgt:
  1. Entwicklungsverläufe verstehen: Wir möchten ein integratives Verständnis der Auswirkungen von ARID1B‑RD auf alle funktionellen Bereiche und physiologischen Systeme entwickeln.
  2. Charakterisierung klinischer Endpunkte: Wir möchten traditionelle und neuartige klinische Endpunkte für zukünftige zielgerichtete klinische ARID1B‑RD-Studien definieren.
Darüber hinaus möchten wir Biosignaturen identifizieren, die bei der Vorhersage des Entwicklungsverlaufs bei ARID1B‑RD helfen können.

Studienaufbau und Methodik

Wir werden die Entwicklung von 135 Kindern und Jugendlichen mit ARID1B‑RD über einen Zeitraum von 30 Monaten an sieben Standorten analysieren. Unsere Methoden umfassen:
  • Halbjährliche standardisierte Beurteilungen der neurologischen Entwicklung durch Klinikärzte und Klinikärztinnen, ergänzt durch Berichte der BetreuerInnen.
  • Auswertung spezifischer Biomarker wie Hirnaktivität mittels EEG, genetische, epigenetische und Proteinmarker sowie Analyse des Gesichtsphänotyps mittels Fotografien.
  • Valide Datenerhebung: Verwendung von Berichten der Betreuungspersonen und Wearable-Technologien (z.B. activity tracker), um die motorische und sprachliche Entwicklung zu verfolgen.

Gemeinschaftliche Expertise

Unser Projektteam besteht aus ExpertInnen, die über die neuesten Erkenntnisse verfügen und eng mit den Patientenorganisationen zusammenarbeiten. Die gesammelten Daten werden dazu beitragen, klinische Endpunkte zu identifizieren und zu validieren, als Referenz zu dienen und die Entwicklung wirksamer Therapien für Tausende von Kindern weltweit zu unterstützen.

Auswirkungen und zukünftige Aussichten

Die in dieser Studie angewandten Methoden werden den Standard für zukünftige multinationale und mehrsprachige Studien über den natürlichen Verlauf von seltenen Krankheitsbildern mit Entwicklungsstörungen/geistiger Behinderung setzen und den Weg für wirksamere therapeutische Behandlungen und eine bessere Lebensqualität für Menschen mit ARID1B‑RD ebnen.

Beteiligte Förderinstitutionen

  • European Joint Programme on Rare Diseases (EJP RD)
  • Israel: Chief Scientist Office of the Ministry of Health (CSO-MOH)
  • Kanada: Canadian Institutes of Health Research – Institute of Genetics (CIHR-IG)
  • Deutschland: German Ministry of Education and Research (BMBF)
  • Italien: Fondazione Telethon
  • Schweden: Swedish Research Council (SRC)
  • Frankreich: French National Research Agency (ANR)
  • Türkei: The Scientific and Technological Research Council of Turkey (TUBITAK)